5. Ehepost

Ehe – Sakrament mit Glücksfaktoren

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Hermann Hesse

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne. Das gilt besonders für die Liebe. Angefangen bei freundschaftlichen Beziehungen, der Entdeckung, füreinander bestimmt zu sein, bei der Entwicklung gemeinsamer Visionen bis hin zur Eheschließung. Und auch die kirchliche Trauung zwischen zwei Christen ist noch einmal ein Anfang: nämlich der Beginn einer Entdeckungsreise hin zum Sakrament der Liebe und Verantwortung.

Eine lebenslang dauernde, glückliche Beziehung, das wünschen sich die meisten Paare. Damit das so bleibt, müssen die Partner zusammen und je für sich drei Bausteine der Liebe immer wieder neu bedenken: Intimität, Leidenschaft und Verbindlichkeit.

Intimität und Nähe bedeuten Geborgenheit, Zärtlichkeit und Wertschätzung des oder der anderen gegenüber und brauchen Zeit. Zeit für gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen; Zeit, sich zu begegnen, füreinander da zu sein; Zeit, um sich zu unterstützen und an der Entwicklung des anderen Anteil zu nehmen.

Jedes Paar hat seine eigene Geschichte. Nur bei ausreichender Zeit für die Beziehung kann ein tragfähiges Wir-Gefühl entstehen. Paarforscher haben festgestellt, dass die Partnerschaftszufriedenheit direkt mit der Zeit zusammenhängt, die man für Partnerschaft und in Kommunikation investiert. Dazu braucht es im Grunde nicht viel: Zum gefühlsmäßigen Update gehören: einander zu erzählen, was jedem, was jeder wichtig ist (Wünsche, Bedürfnisse, Zukunftspläne), dem Partner zu erzählen, was einen bewegt (Sorgen, Probleme und Nöte ansprechen) und auch schöne, positive Erlebnisse mitzuteilen und den anderen daran teilhaben zu lassen (Freude, Stolz).

Tauscht euch über euren Alltag aus, über das, was euch beschäftigt! Nähe bleibt erhalten, wenn man seine Liebe dem anderen immer wieder zeigt. Überrascht euren Partner immer wieder mit netten Gesten, kleinen Aufmerksamkeiten und in der körperlich-sexuellen Begegnung. Das ist das beste Rezept: die Liebe des Anfangs im wahrsten Sinn nicht aus dem Blick zu verlieren und immer wieder neu zu (er)finden.

Nähe heißt aber auch Raum geben. Eine gesunde Partnerschaft braucht ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz, zwischen Sensibilität und Aufmerksamkeit für sich und den Partner oder die Partnerin.

Das englische Wort Commitment bezeichnet in etwa den verbindlichen Entschluss zum Festhalten. Dazu gibt es im Deutschen keine direkte Entsprechung. Für die menschliche Liebe hat das Wort eine große Bedeutung. Denn ohne diese Verbindlichkeit funktioniert eine Partnerschaft auf Dauer nicht.

Liebe steht für die Entscheidung, dass man für ihn oder sie da sein und die Beziehung längerfristig aufrechterhalten möchte. Commitment in der Partnerschaft bedeutet die Absicht, in der Beziehung zu bleiben, ihre (sexuelle) Exklusivität zu wahren und die Bereitschaft, diese Partnerschaft zu erhalten und in diese im wahrsten Sinn zu investieren. Das mag am Anfang einer Beziehung aufgesetzt oder als moralischer Zeigefinger wirken. Aber wenn das Beziehungsglück des Anfangs seinen ursprünglichen Zauber etwas verloren hat, wenn der Alltag einen einholt und vor allem, wenn man mit attraktiven Alternativen konfrontiert wird, wird das aneinander Festhalten immer wichtiger.

Eine der wichtigsten Beziehungs- und Bindungsressourcen ist – wie schon gesagt – die Sexualität. Haltet eure partnerschaftliche Sexualität und Leidenschaft lebendig. Auch sie bedarf der Aufmerksamkeit und Pflege. Und darin geht sie mit den beiden anderen Komponenten Liebe/Nähe/Verbundenheit und Commitment einher. Und umgekehrt: Je mehr ihr in die Beziehung investiert und diese pflegt, desto mehr bereitet ihr den Boden für schönen und erfüllenden Sex. Die Liebe ist ein vitaler Prozess, der mit der Eheschließung gerade erst begonnen hat. Und ihr könnt viel dafür tun, damit der Zauber des Anfangs euch erhalten bleibt.

Bleib mit mir wach

Du sprengst Ketten
Du heilst Wunden
Bei den Kranken wie bei den Gesunden
Und du stillst den Durst und löschst das Feuer
Du bist unentbehrlich und teuer
Denn du kostest Nerven
Und du kostest Zeit
Und du bringst Elend und Trauer und Leid
Aber auch dieses Gefühl
Dass ich außer dir niemanden will
Und dass ich breche mit jedem und allem
Nur um dir zu gefallen

Und bitte sei traurig
Und bitte sei schwach
Und bitte bleib heut Nacht mit mir wach
Und bitte sei verletzlich
Und bitte sei klein
Und bitte schlaf nie wieder ein

Du bestimmst was du nimmst und gibst
Und wie viel du hasst und wie viel du liebst
Und du bist mein Licht und meine Dunkelheit
Du bist meine Zwei und meine Einsamkeit

Und bitte sei traurig…

Du bist die Wunde die niemals verheilt
Und du bist das Meer das sich teilt
Meine Angst, mein Gewicht und mein Mut
Du bist der Glaube, die Kraft und die Glut

Und bitte sei traurig…

Mikroboy

Wie steht es um die Verbindlichkeit eurer Liebe?

Jeder bewegt die Regler unten nach links oder nach rechts, je nachdem wie sehr er/sie den Aussagen zustimmt. Tauscht euch dann darüber aus

Ich wünsche mir, dass unsere Partnerschaft dauerhaft hält.

Keine Zustimmung
Volle Zustimmung

Ich engagiere mich, die Partnerschaft mit meinem Partner/meiner Partnerin aufrecht zu erhalten.

Keine Zustimmung
Volle Zustimmung

Ich fühle mich mit meinem Partner/meiner Partnerin sehr stark und liebe ihn/sie.

Keine Zustimmung
Volle Zustimmung

Es gibt mehr Gründe, die mich in dieser Beziehung zu bleiben motivieren, als solche diese zu beenden.

Keine Zustimmung
Volle Zustimmung

Für mich hat unsere Partnerschaft Zukunft (z.B. Ich wünsche mir, mit meinem Partner alt zu werden).

Keine Zustimmung
Volle Zustimmung

Gott der Liebe

Du erfüllst alle Menschen mit der Sehnsucht nach Sinn, Glück und Entfaltung ihres Lebens.

Schenke uns ein weites und offenes Herz, Deine Liebe in unserem Leben entfalten, reifen und wachsen zu lassen. Und lass auch uns in demselben liebevollen Blick auf andere schauen und sie zur Entfaltung ihres Lebens anregen, fördern und auf ihrem Weg begleiten.

Helfe und bestärke uns, dass wir uns dem Strom der barmherzigen Liebe anvertrauen und in Deiner Liebe zu bleiben, die niemanden ausschließt und ohne Grenzen alle Menschen umgreifen will.

Amen

Holger Dörnemann

Abbildung: © iStock: Sam Edwards